Progromnacht - November 1938

Der zuständige Gendarmerie-Hauptwachtmeister war offensichtlich ein korrekter Beamter, aber kein fanatischer Nazi. Das zeigte er auch am Abend vor dem antijüdischen Pogrom im November 1938, als er die Leitung des Landwerks vor einem möglichen Überfall warnte und Verhaltensmaßregeln erteilte. Auch er wollte wohl Ruhe und Ordnung in seinem Revier, und das half so auch der jüdischen Lagergemeinschaft. Im Hauptgebäude des Landwerkes verbarrikadiert überstanden sie so die auch vor ihrem Objekt sich abspielenden Provokationen einer uniformierten Truppe aus dem in der Nachbarschaft gelegenen Segelfliegerhorst relativ unbeschadet.

Auch nach dem November 1938 war die Hachschara im brandenburger Land weiter geduldet. Sie diente ja nach wie vor der Auswanderung deutscher Juden, die von den NS-Behörden und der Gestapo forciert und mit immer brutaler werdenden staatlichen Maßnahmen beschleunigt wurde. Dementsprechend wurde auch die Lage im und um das Landwerk Ahrensdorf immer bedrohlicher. Selten gingen „Besuche“ der Gestapo ohne zynische Bemerkungen und ohne Drangsalierungen gegenüber den jüdischen Jungen und Mädchen ab. So waren zunehmend diese „Besuche“ immer mehr mit Furcht der Insassen verbunden.

Die Jungen und Mädchen blieben in Ahrensdorf auf ungewisse Zeit, immer in der Hoffnung, sie bekommen Palästina-Zertifikate oder andere Ausreisepapiere.

In all den Jahren seit 1936 ahnte wohl niemand von ihnen, welch lebenswichtige Entscheidung hier für ihn getroffen wurde. Wer für die Alija vorgesehen war, der hatte das Leben vor sich. Und die Anderen?

Im Herbst 1938 war es für die ersten Ahrensdorfer Jungen und Mädchen soweit. Sie begaben sich mit einem deutschen Ausreisevisum und einem britischen Einreisezertifikat für Palästina auf den großen Weg. Aufregung und glückvolle Erwartung, Hoffnung und auch Angst vor dem Unbekannten waren ihre Wegbegleiter.

Zurück zur Startseite

Zurück zur Geschichte

e-Mail und Impressum